„Ihr wollt die Donau hinuntersegeln? Darf man das?“ fragten viele, denen wir von unserem Projekt erzählten. Ja, man darf! Die notwendige Ausrüstung vorausgesetzt.
Erste Erkundungen vor Ort fanden bereits im Februar des Jahres statt unser Präsident fuhr soagar die ganze Strecke im Mai ab, um z.B. Marina Übernachtungen zu fixieren.

IMG 5623

Freitag 12.8. nachmittag trafen wir uns zum Verladen beim Slip südlich der Marina Wien und verluden die Boote zum Transport Richtung Linz. Die Zufahrt zum Altarm  Abwinden gestaltet sich spannend – sie wird vom Verbund überwacht – obwohl gut vorbereitet, führte ein Schichtwechsel zu Wartezeiten -Freitag Nachmittag erwischt man da nur schwer die Richtigen.

Letztendlich treffen alle wohlbehalten im Altarm von Abwinden (nähe Linz) ein: 1 Rib, 5 Piraten samt Hänger, 2 Begleitfahrzeuge.  Segler aus 3 Gernerationen sind auf die kommenden Tage gespannt. Samstag gleich in der früh geht es los: Der Klassenpräsident hat noch schnell alle Boote mit Lazy Jacks ausgerüstet – und hält die Sicherheitseinweisung (Bojen, Schleusen, Routenplanung). Die Donau führt „leichtes“ Hochwasser uns Seglern sagt das noch nicht viel.

IMG 5712

Ab“winden“ bietet leider solchen nicht. Romantisch ruht der Altarm – unser „Kutscher“ (Rib – Driver, Funker und perfekter Reiseleiter), hängt gleich alle zum Schleppen zusammen – wir planen an diesem Tag 70 km zurückzulegen. Zügig (Stromversetzung + Schleppgeschwindigkeit) geht es an Mauthausen vorbei zu unserer ersten Staustufe Wallsee. Die Schleusentechnik und der Ablauf beeindruckt sehr: „Schleusen ist cool“ meint unsere 10jährige Tochter als wir nach erfolgter Prozedur wieder in den Strom lenken. Zwischenstopp mit Leberkassemmeln (perfekt von der Shorecrew kooriniert) im Steyrer Yacht Club werden wir neugierig und freundlich aufgenommen.

Dann Segel gesetzt und Richtung Ybbs – geschwappert ; segeln kann man das wegen Windmangel leider nicht nennen. Wir passieren Grein – im Strudengau tanzen die Piraten einen Tango – die Strudel drehen uns im Kreis. Schön ist unser Österreich! Nach Ybbs – wir sind schon Schleusenprofis – schiebt uns eine leichte Abendbrise Richtung Marina Marbach. Wir segeln zügig dahin - Maria Taferl erstrahlt in der Abendsonne. Österreich ist unglaublich... uups Wiederholung....

Die Schiffe in der Marina vertaut, schnell geduscht und gut getafelt – mit Marillenknödel und schönen Gedanken endet der erste Tag.

Sonntag: Leichte Nebelschwaden liegen über dem Wassser, als wir ablegen. Kein Wind zwingt zum Schleppen Richtung Kraftwerk Melk. Als sich die Türen öffnen sehen wir das beeindruckende Stift vor uns! Was für ein Tagesbeginn! Wir passieren Schönbühel mit den beiden Felsen im Wasser – als ein Kreuzfahrtschiff stromauf daher kommt – wird es eng und spannend. Vor Aggstein setzen wir die Spinnacker und segeln durch eine der schönsten Landschaften die unser Land zu bieten hat. Der Tourismus - Schiffsverkehr nimmt zu – sicherlich zieren unsere Spinnacker unzählige Fotos. Just bei der  Einfahrt Marina Spitz wo Mittagessen geplant ist verlegt uns ein stromaufwärts dampfender Kreuzfahrer den Weg– sodass der Kutscher uns einsammelt und bei Vollgas gerade einmal 1 km/h gegen den Strom gutmacht. Der Steckerlfisch in der Marina schmeckt darauf umso besser – Danke unserer perfekt organisierten Landcrew!

IMG 5773

Bei gutem Wind geht es weiter nach Dürnstein, wo wir in der gegenüberliegenden Marina Rossatz festmachen. Der Kutscher spannt an und „überführt“ uns ins Zentrum des Geschehens. Wir gehen auf ein Eis und betreten eine andere Welt: Touristen überall – wie auf er Kärnterstrasse zu Silvester. Etwas fremd stechen wir mit unsern Schwimmwesten und Taucherpatscherl aus der Masse, Marilleneis versöhnt. Weiter geht es wir segeln vorbei am Demokratiedenkmal Zwentendorf, und machen in der Marina Traismauer für die Nacht fest. Dort  gibt es eine nette Kellerzeile und wir lassen die Ereignisse des Tages beim Heurigen ausklingen.

Sonntag. Der letzte Tag mit Einfahrt nach Wien als Höhepunkt. Die erste Schleuse ist Altenwörth – wir schleppen es weht kein Lüfterl. Danach landen wir in Tulln, Stadthafen. Ein Chinese hat für uns alle zu Essen und das Eis am Hauptplatz schmeckt besonders gut. Gruppenfoto beim Nibelungendenkmal – da geht der Springbrunnen los.  Kraftwerk Greifenstein inzwischen ist das Schleusen Routine. Wir setzen wieder Segel und hoffen so in Wien einzulaufen: Der Wind spielt da leider auch da nicht mit und wir schleppen die letzten Kilometer. Ganz anders als A1 A2 oder A4 ist es auf dem Wasserweg in unsere schöne Stadt einzulaufen. Neben den Sehenswürdigkeiten und Towers begrüßen uns auch ein paar nacktbadende – Wien ist anders.

IMG 5815

Wir slippen kurz nach der Marina Wien der Endpunkt unserere Reise – und verladen die Boote. Beim Aperol Spritz denken wir an die vielen schönen Eindrücke und wärmen Erlebtes wieder auf! Eine tolle Reise, die vor allem auch Dank der Begleitmannschaft reibungslos „über die Donau“ gegangen ist.

IMG 5821

Was uns noch aufgefallen ist:

- Die Bojen kommen in der Stömung sehr schneller näher als uns lieb ist
- Die großen Schiffe ebenfalls
- Schleusen ist „cool“ in Summe 5 gemeistert mit  in Summe 64 m Hub
- Der Pirat ist regattaerprobt und  als Wandersegelboot perfekt einsetzbar
- Die Donaumarinas liegen wunderschön, die Gastfreunschaft uns Seglern gegenüber war überall herzlich
- 210 km in 3 Tagen sind eine tolle Strecke für eine Piratjolle!
- Die Logistikkoordination von An- und Abreisen, Trailern, Booten und Mannschaft war perfekt gelöst
- Österreich ist richtig schön und solcherart „entscheunigt“ betrachtet ist das unglaublich impressiv!

PETER GRÖGL
AUT 18